Hallo,
Also da ich in der Ferien Wochen eigentlich kaum was gemacht habe, außer ich habe mir den Maze Runner im Kino mit Camilla, einer Austauschschülerin aus Norwegen, sonst hat mal Helen bei mir geschlafen oder ich bei ihr. Aber was ungewöhnliches ist nichts passiert, also will ich diesen Post mal darüber schreiben, wie es ist ein Austauschschüler zu sein und was für eine geniale Sache das ist. Ich meine es ist schon fast mein 3 Monat hier und nun kann ich langsam sagen, dass Bloomington Indiana mein 2. Zuhause ist.
Also als erstes will ich sagen, dass die Entscheidung ein Auslandsjahr zu machen die beste war, die ich bisher je getroffen habe. Bei unserem ersten Xplore treffen hat jemand gesagt ein Auslandsjahr ist nicht ein Jahr in deinem Leben, sondern ein Leben in einem Jahr. Und das stimmt, ich bin hier als unbeschriebenes Blatt gekommen. Keiner kannte mich, ich konnte mit allem von vorne anfangen. Es begann schon in New York, als ich mit Gabbie skypte und sie mir sagte, dass Helen die erste Woche mit uns wohnen würde und dann machten wir uns darüber lustig, dass wir beide fast den gleichen Namen haben und da hat die mich nach einem Spitznamen gefragt, also eigentlich ist ja mein Spitznamen Helli bei meinen Freunden oder Helcia bei meiner Familie, aber ich hatte wirklich keine Lust so das nächste Jahr genannt zu werden, da sich Helli eigentlich anhört, als ob ich 10 sei und Helcia kein Amerikaner ausprechen kann und weil ich eigentlich immer versucht habe durchzusetzen Lena genannt zu werden habe ich dies als mein Name angegeben und so wurde ich zur Lena.
Und so habe ich angefangen mir ein anderes Leben aufzubauen. Die wichtigste Sache hier ist zu allem Ja zu sagen und seine Ängste zu vergessen. Dies fiel mir wesentlich leichter als gedacht, da ich bekanntlich vor allem Angst habe: Fliegen, Waffen, Terror, Krankheiten, Höhen. Ich Steiger mich in all diese Sachen sehr rein, wenn ich in Deutschland sein würde, würde ich wahrscheinlich wegen der ganzen Ebola Geschichte verrückt vor Angst werden, aber weil hier irgendwie alle neben mir in Panik geratet denke ich gar nicht daran. Genauso wie mit dem ganzen Terror, der in der Welt sich grade abspielt, in Berlin würde ich vor Schrecken vor einem Bombenangriff wohl nicht mehr aus dem Haus gehen, doch weil hier in den US. alle um mich in Panik geraten bin ich so ruhig wie nie. Also ist meine Logik wohl: Keine Angst haben, weil das zu Mainstream ist.
Auch sonst habe ich mich angefangen zu verändern, am Anfang habe ich mich wie in Berlin verhalten, also viel Theater und kein Sport. Doch ich habe schnell bemerkt, dass Theater und Musical nicht wirklich das ist was ich machen will. Dann habe ich mich in Lacrosse reingesteigert, ich kann es selbst noch nicht glauben, dass ich 3 mal in der Woche Sport mache und sogar gut drin bin.
Also wie gesagt ich habe hier ein neues Leben, doch ich bin hier nicht mehr Gast, sondern ein echter Bewohner. Es gibt eine Familie, die mich liebt, Geschwister, die mir ab und zu auf die Nerven gehen, Nachbarn, die mich grüßen, Freunde, die mich mit Nachrichten attackieren, wenn ich mal nicht in der Schule erscheine, Schüler, die Gerüchte über mich verbreiten, da ihnen meine Anwesenheit nicht passt, Lehrer, die mich entweder mögen oder nicht, Tage, die gut und Tage, die schlecht sind. Es ist ein Leben, dass ich mir aufgebaut habe und das ist ein kleiner Vorgeschmack, wenn ich mal in nicht so ferner Zukunft auf eigenen Beinen stehen werde.
Es ist nicht so, dass ich zu Hause nicht vermisse, aber wenn mich jemand fragen würde, ob ich nach Hause will würde ich nein sagen. Es ist eine One in a Life Chance und ich bin sehr dankbar, dass ich das hier leben kann.
Ich bin auch so sehr glücklich über so eine tolle Gastfamilie. Es macht mich immer so glücklich, wenn sie sagen, dass ich ihre Familie um so viel bereichere.
Ich höre immer so oft, wie mutig es von mir ist ein Jahr von meiner Familie weg zu gehen und ein Jahr wo anders zu leben. Doch ich finde es genauso mutig wo der Gastfamilie, die nehmen ein fremdes Kind auf und lassen es sich bei sich leben als ob ich ihr eigenes wäre. Letztens hatte ich ein Gespräch mit meiner Gastmama über Kinder, dass die nerven können, aber dennoch das wichtigste in unserem Leben sind und dann sagte sie wenn ich mal eigene Babys habe kommt sie gleich nach Deutschland um sie kennen zu lernen.
Auch alle Freundschaften, die ich hier gemacht habe sind mir so sehr ans Herz gewachsen. Ich kann mir nicht vorstellen nach Hause zu gehen, denn seit dem ich hier bin fühle ich mich einfach wie ein besserer Mensch oder vielleicht weil ich hier einige "Regeln" zu befolgen haben kommen nun die guten Seiten von mir zu Vorschein ;) Ich bin viel selbständiger und erwachsener, ich bin bereit erwachsen zu werden und das nur durch 3 Monate hier sein.
Es ist natürlich nicht so, dass ich mein zu Hause nicht vermisse, da ich letztens ziemlich krank war habe ich echt meine Eltern vermisst, nicht, dass sich Tisa und Craig nicht um mich gekümmert habe, aber wenn es dir körperlich schlecht geht dann fängt es auch an irgendwie psychisch weh zu tun... Auch vermisse ich manchmal den Humor meiner Freunde oder einfach das Teenager Leben, aber ich weiß nicht wie es sein wird zurück zu kommen und wieder auf die PNS zu gehen (auch wenn das Schulsystem 100 mal besser ist als in den USA und ich bin dankbar, dass das Deutsche Schulsystem Schülern vertraut, dass sie genug verstand haben um selber zu denken und zu lernen). Ich hab zwar noch Zeit, aber es ist einfach krass.
Na gut da wars jetzt mit dem etwas anderen Post, der nächste wird dann wieder über das alltägliche Leben sein ;)
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